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In mich Hineinhören? Ernsthaft jetzt?!
Wie wir den Zugang zur Intuition verloren haben – und ihn wiederfinden können
Nie konnte ich mit diesem Ausspruch etwas anfangen. Noch nie.
Bis zu diesem einen Moment.
Immer wieder ist er mir begegnet, immer wieder haben sie es gesagt.
"Vertraue auf Dein Gefühl."
"Es ist da, höre hin. Höre in Dich hinein und Du erkennst die Antwort."
"Wenn Du ehrlich zu Dir selbst bist, dann weißt Du, was richtig ist."
Ehrlich zu mir selbst? - Warum sollte ich mich selbst belügen?
Vertrauen? - In wen? In meine Gefühle? Wozu?
In mich hineinhören? - Wohin genau? In mich rein? An welche Stelle? Was soll da sein?
Und so lassen sie Dich dann zurück.
Du stehst da, hörst diese Sätze und bleibst allein gelassen zurück.
Oft fällt dann noch ein Wort wie "Intuition" - etwas, das nicht greifbar ist, aber trotzdem vorhanden sein soll.
Und schon bin ich lieber wieder beim nächsten Thema und vergesse schnell, worum es gerade ging - oder fange an, etwas zu zerdenken, das in seiner Essenz nicht weiter weg vom Denken sein könnte.
In jeder Hinsicht war ich dabei verloren - oder geht es vielleicht genau darum? Verloren zu sein, um so überhaupt erst die Chance zu haben, etwas wiederzufinden?
Ich fing an, nach einer Antwort zu suchen. Eine Antwort, die Aufschluss über den Ausspruch der "inneren Wahrheit" gibt. Eine, mit der ich selbst etwas anfangen konnte.
Ich habe sie auch gefunden - jedoch...
Je länger man sich mit den Themen, die ihre Wurzeln abseits des denkenden Verstandes haben, beschäftigt, umso tiefer kommt man der Essenz der verwendeten Formulierungen.
Es wird dabei immer klarer, warum Worte oft nur subtile Wegweiser sind, ohne das Ziel selbst sein zu können. Worte können nur verpacken, aber niemals das Verpackte sein.
"In mich hineinhören" ist nicht das Ziel. Es ist der Weg zum Ziel.
Wenn Du gerade genauso verloren sein solltest wie ich damals und gar nicht weißt, wie Du überhaupt in Dich hinein hören solltest, dann steht Dir eine spannende Reise bevor.
Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer.
Verloren, gestrandet und ohne Proviant
So fühlte ich mich. So fühlt sich wohl jeder, der etwas gesagt bekommt, mit dem man nichts anfangen kann und dann damit allein zurückgelassen wird.
Klar, ich könnte es einfach vergessen und weiter meiner Wege gehen - aber… da ist irgendetwas, das ich nicht greifen kann. Ein subtiles Gefühl, dass es doch um mehr gehen könnte.
Die Erkenntnis einer tiefer liegenden Wahrheit in der Aussage, die da ist - die ich nicht zu fassen bekomme.
Wie ein Wort, das uns auf der Zunge liegt.
Du, als mein Leser, bist an der Stelle vermutlich schon weiter als ich damals. Denn wenn Du mir folgst und meine Inhalte konsumierst, bist Du komplexere Dinge gewohnt, als diesen scheinbar verwirrenden Ausspruch. Ich möchte jedoch auch scheinbar einfache und alltägliche Dinge greifen, sodass jeder jederzeit einsteigen kann - und zusammen gehen wir dann in die Tiefe.
Eine der Herausforderungen ist die Umgebung, in der wir diesem Ausdruck begegnen.
Handelt es sich um den Rat eines Freundes, oder ist es ein Social Media Post, den wir ohnehin überscrollen. Ist es Teil eines Buches gewesen, das gewisse spirituelle Themen behandelt und auf diese Erkenntnis hinausläuft?
Die Kernfrage an der Stelle ist: Bist Du aktiv auf der Suche nach etwas gewesen, und das "nach Innen schauen" wurde Dir als Antwort gegeben oder zufällig darüber gestolpert und daran hängen geblieben?
Meine persönliche Verwirrung spiegelt ein kulturelles Paradox wider – obwohl wir Rationalität hochhalten, werden wir oft von tief eingestanzten Prägungen geleitet.
In unserer westlichen Gesellschaft sind wir sehr auf den Verstand konditioniert. Das hat viele Vorteile und uns auch zu diesem wohlhabenden Land gemacht, das wir sind (vollkommen losgelöst von Wertungen).
Es führte aber auch dazu, dass wir uns immer mehr auf unseren Verstand eingelassen und verlassen haben - bis wir vollständig abhängig von ihm geworden sind und das gesellschaftlich, über Generationen hinweg, immer weiter vertieft haben.
Wir haben uns in unserem Verstand verloren - und merken es nicht einmal, weil es Teil unserer sozialen Entwicklung war.
Wir betrachten das wertfrei. Es ist weder gut noch schlecht, dass es so gekommen ist. Wir schauen uns nur den IST-Zustand einmal an, damit es leichter nachvollziehbar ist, an welcher Stelle wir uns befinden und wie wir uns von dort aus weiterentwickeln können.
Konditionierte Wertung führt zu verdrehten Vorstellungen
Wir alle haben eine Vorstellung von Richtig und Falsch.
Doch woher haben wir diese? Und gibt es verschiedene Auslegungen? Wer sagte uns, dass etwas richtig oder falsch sei? Musste man uns das überhaupt sagen, oder haben wir es durch Beobachtung antizipiert?
Es gibt verschiedene Ansätze, diese Fragen zu betrachten.
Zum einen wäre das Lernen durch Beobachtung.
Dabei haben wir unsere Eltern und die Menschen in unserer Umgebung beobachtet und es ihnen nachgemacht. Es mag sich vielleicht seltsam angefühlt haben, eine Sache auf eine bestimmte Art und Weise zu tun - aber es wird schon "richtig" sein, wenn es alle so machen.
Das andere ist das Lernen durch die direkte Erfahrung.
Hier wird es schon etwas spannender. Denn dann haben wir etwas gemacht, das sich für uns richtig angefühlt hat - wurden dafür dann aber vielleicht bestraft und lernten, dass es falsch ist, das so zu machen.
Beispiel:
Du willst ein Spielzeug haben. Aber jemand anderes hat es.
Du gehst also zu ihm und nimmst es Dir einfach.
Das andere Kind fängt an, sich zu wehren. Es will nicht, dass Du ihm das Spielzeug wegnimmst. Oder es weint. Jemand kommt dazu und bestraft Dich dafür, dass Du dem Kind das Spielzeug weggenommen hast.
Du lernst:
Entweder, dass Du anderen nicht einfach die Spielsachen wegnehmen darfst (sollte man Dir das dann didaktisch im Anschluss so näher gebracht haben) oder du lernst, dass Du Dich das nächste Mal nicht erwischen lassen darfst.
Merkst Du den Stich? Den Stich in Dir, der bei der Vorstellung entsteht, nicht erkannt zu haben, dass es einfach nur "falsch" sein sollte, anderen die Spielzeuge wegzunehmen? Stattdessen entsteht die Überlegung, bei der man sich noch weiter in die vermeintlich falsche Richtung bewegt. "Nicht erwischt werden" impliziert für uns schon, dass etwas scheinbar Falsches getan wird.
Es kann aber auch sein, dass wir etwas machen, das direkte Konsequenzen hat. Dadurch lernen wir effektiver. Denn dann verknüpfen wir die Handlung direkt mit dem Ergebnis und können uns entscheiden, ob wir das wollen oder nicht.
Das ist Teil der direkten Erfahrung, denn wenn wir in einer Gesellschaft leben, dann hat jedes Handeln Konsequenzen gemessen an den kollektiven Normen dieser Gesellschaft.
Diese Normen sind es auch, die jeder von uns tief in sich verankert hält.
Wir können uns zu einem Großteil von den Verankerungen lösen - aber insbesondere in "unsicheren" Situationen werden wir auf unser angelerntes Urteilsmuster zurückfallen. Ganz natürlich, da das unser sicherer Ausgangspunkt ist, um uns in der Welt zurechtzufinden.
Zusammenfassung:
Wir haben ein gewisses Verständnis von Richtig und Falsch, das uns durch die Gesellschaft "aufgedrückt" wird. Ein Verständnis, das wir durch die Muttermilch mit aufgenommen haben. Dies ist auch wichtig, denn nur so kann am Ende ein Zusammenleben stattfinden und wir als Menschheit überleben.
In der heutigen Zeit ist es jedoch keinesfalls mehr notwendig, etwaige Doktrinen blind anzuerkennen und alles, was davon abweicht, als "falsch" zu deklarieren. (Das erkennen wir allein schon an der Verschmelzung und der Existenz der vielen verschiedenen Kulturen und Gesellschaften, über die wir durch die Globalisierung immer mehr Wissen erhalten können.)
Ich möchte Dir die Möglichkeit und den Raum geben, das, was Du als richtig ansiehst - zumindest theoretisch - hinterfragen zu können. Denn nur wenn wir uns von den oberflächlichen Vorstellungen von Richtig und Falsch lösen können, haben wir die Chance dahinter zu schauen und eine Qualität zu erkennen, die uns die Erforschung unseres Inneren ermöglicht.
Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen und Aufforderungen bleibt es, alles zu hinterfragen - wenn Du die Zeit dafür hast. Wenn Du die Zeit nicht hast, hinterfrage zumindest die Grundpfeiler Deiner Überzeugungen und schaue, was daraus entsteht.
Dualität wird zur Einheit
Richtig und falsch sind Ausdruck der dualen Natur unserer Welt. Hier haben sie ihren Platz und sind mitunter wichtig, um das Überleben der Menschheit und unserer Gesellschaft zu gewährleisten.
Jedoch ist es keinesfalls so, dass es die einzige Beurteilungsskala ist, die es gibt - oder geben sollte.
Für den weiteren Verlauf ist es notwendig, dass Du Dich von der einfachen Bewertung durch Richtig und Falsch lösen kannst. Insbesondere beziehe ich mich hierbei auch auf die Gebiete, bei denen die Entscheidung im Grunde komplett bei Dir liegt, uns durch das kollektive Gesamtbild aber eine Richtung vorgegeben scheint.
Das Schulsystem im kollektiven Gefüge
Erst die Grundschule, dann im besten Fall das Gymnasium. Anschließend Abitur und Studium. Am besten denselben Studiengang wie Deine Eltern und ihre Eltern vor ihnen.
Klingt logisch. Klingt sinnvoll. Klingt sicher.
Auf dem Weg bemerkst Du vielleicht, dass das gar nicht so geil ist. Es macht keinen Spaß. Du hast gar keinen Bock auf ein Studium. Du weißt vielleicht nicht, was Du willst, aber Du weißt, dass Du das eigentlich nicht willst. Und doch…
Es fühlt sich falsch an, diesen Weg nicht zu wollen. Falsch, nicht den Weg zu gehen, den Deine Eltern oder die Gesellschaft als den "richtigen" Weg ansieht. Ein Weg, wie Du zu einer scheinbar sicheren Anstellung, scheinbar sicheren Gehalt und scheinbar sicherer Zukunft kommst. Das ist der "richtige" Weg. Der Weg, den Du gehen sollst.
Infolgedessen fühlt sich alles andere "falsch" an. Du bekommst Ängste suggeriert. Ohne "sicheren" Job wirst Du bestimmt auf der Straße landen. Du wirfst Dein Leben weg, wenn Du Dich dagegen entscheidest, weil Du Dir so viele Möglichkeiten verbaust → Lerne einen Job (just over broke), der in das System passt.
Ich will das hier nicht weiter ausführen. Ich denke, Du hast begriffen, was ich sagen möchte. Du erkennst, was ich mit indoktrinierten Werten von Richtig und Falsch meine. Natürlich gibt es auch Richtig und Falsch im Sinne des Gesetzes - und da ist es sinnvoll, dass es diese Gesetze gibt, ohne die wir nicht als Gesellschaft zusammenleben könnten.
Intuitiv gilt für die meisten aber auch: "Du sollst nicht töten" als eine intuitive Entscheidung. Wer trotzdem tötet, wird auch von Gesetzten nicht davon abgehalten - trägt allerdings die Konsequenzen.
(Es geht um die rein intuitive Haltung dazu - und intuitiv würden wir keinen anderen Menschen töten. Wenn wir jedoch keinen Zugriff auf unsere Intuition haben, fallen dem Verstand genug gute Gründe ein, warum wir töten sollten.)
Das Lustige an der Intuition ist, dass sie auch dann wirkt, wenn wir ihr nicht zuhören. Sie ist untergründig, immer aktiv und Dein treuster Berater - Du hörst nur nicht hin. Und genau das ist es auch, was mit "in sich hinein Hören" gemeint ist. Das Hören auf Deine Intuition.
In der Stille ist dabei nicht nur unsere Intuition, sondern auch die Einheit zu Hause. Wir fügen Gegensätze nicht direkt zusammen - sie verschmelzen eher oder lösen sich zum Wohle der zugrundeliegenden Skala auf.
Ich möchte Dich an der Stelle darauf aufmerksam machen, dass wir uns jetzt langsam vom Pfad des Verstehens herunterbegeben, um die Tiefen des "in sich hinein Hörens" ergründen zu können. Intuition kann nicht verstanden werden. Sie operiert auf einer Ebene des Seins - Nicht auf einer Ebene des Verstehens.
Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. Man sieht nur mit dem Herzen gut.
Ich kann bis heute nicht erklären, was dieses Gefühl ist. Ich kann nicht mal mit Sicherheit sagen, dass es sich um ein "Gefühl" handelt. Es spielt eher in derselben Liga, in der die Qualität des Seins spielt. Etwas, das nicht fassbar ist - im selben Moment aber seine Bedeutung übermittelt. Eine Ahnung und ein sanftes Drücken in eine bestimmte Richtung.
Stelle es Dir wie ein Wort vor, das Dir auf der Zunge liegt. Du bekommst das Wort nicht zu fassen, kennst aber genau seine Bedeutung.
Dieses Gefühl ist einer intuitiven Eingebung nach richtig oder falsch recht ähnlich, nur dass Du es sehr viel "tiefer" in Dir spürst. Das fehlende Wort spüren wir dagegen ja oft direkt auf der Zunge.
Es bringt nichts, Dich überzeugen zu wollen, auf dieses Gefühl zu hören. Es ist keine Körperempfindung, sondern etwas viel Feineres. Es ist eine Art Energiewahrnehmung - und auch das ist nicht ganz korrekt, da Energie ebenfalls in der dualen Welt beheimatet ist.
Ich kann Dich nur darauf aufmerksam machen, dass Du bei jeder Entscheidung diese intuitive Energie wahrnehmen kannst.
Erst, wenn Du Deine eigenen Erfahrungen mit ihr machst, kannst Du ihr auch vertrauen. Und dann kann sie zu einem mächtigen Werkzeug werden, das Dir jederzeit zur Verfügung steht.
Doch das ist etwas, das ich selbst ebenfalls erst lernen durfte.
Die Natur des Hineinhörens - und die Stille, die allem zugrunde liegt
Die Basis der Wahrnehmung ist die Stille.
Ohne die Stille kann es nichts geben.
Einfach gesagt: keine Geräusche, keine Formen im Außen, keine Formen im Inneren, einfach nichts.
Stille - oder Leere - ist es, von dem sich alles andere abheben kann, um zu entstehen. Sie ist die Grundlage der Existenz.
Ja, das hast Du richtig verstanden. Ohne das "Nichts" kann es paradoxerweise nichts geben. (Lies das gerne nochmal, denn unsere Sprache zeigt es hier sehr schön: Es kann nichts geben. Es gibt dann also nur das Nichts, das es unserer Theorie nach auch nicht geben würde. Damit haben wir in sich geschlossen, in der Dualität, ein Paradoxon. Das "Nichts" ist in der Einheit Zuhause.) Das Nichts ist der 'Gegenspieler' zu jeglicher Form. Dadurch, dass wir uns selbst in der Form verloren haben, kommt uns das Nichts dann auf einmal selbst wie eine Form vor. Doch das ist trügerisch.
Wenn Du die Basis allen Seins einmal bewusst erleben willst, dann schaue Dir gerne meinen ersten Newsletter dazu an.
Stille → Reiz → Wahrnehmung → Übersetzung → Erkenntnis.
Wenn die Stille fällt, fällt auch alles andere in sich zusammen. Doch das ist nichts, worüber wir uns sorgen müssten, denn die Stille kann nicht fallen. Sie ist immer da - auch dann, wenn Du sie nicht wahrnehmen kannst. Sie ist Grundlage und Basis. Abseits des Verstandes.
Unser Verstand ist ein Werkzeug und sollte auch als solches verwendet werden - etwas, das viele von uns verlernt haben. Infolgedessen wurden wir zum Werkzeug des Verstandes und operieren nun in seinem Sinne.
Vieles, über das wir dabei sprechen, kann vom Verstand nicht gefasst werden. Er kann es nicht verstehen, da es abseits seines Kompetenzbereiches stattfindet.
Die Stille ist nicht Teil unseres Verstandes - er ist Teil der Stille. Infolgedessen ist die allumfassende Stille vielleicht auch etwas anderes, als Du es Dir gerade vorstellst - denn ich kann sie Dir nur beschreiben - solange Du sie nicht selbst erlebt hast.
Unsere Herausforderung besteht nun darin, dass wir an dem Lärm unseres Verstandes vorbeischauen müssen, um wirklich in uns hineinhören zu können. Denn sonst passiert es viel zu leicht, dass wir uns an einen Gedanken heften, der dann wieder den oben beschriebenen Einschränkungen und Bewertungen unterliegt.
Wir können die Natur unserer Intuition nicht verstehen. Das geht nicht. Aber genau das versuchen wir so oft und kommen deshalb nicht über unsere Gedanken hinaus. Wir bleiben in einem Konstrukt gefangen, weil wir etwas kognitiv zerlegen wollen - etwas, das wir erfahren müssen, um es sprichwörtlich zu begreifen.
Ich möchte auf zwei Szenarien eingehen:
a) Du hast die Stille in Dir bereits erfahren und kannst sie auch bewusst "erzeugen".
b) Du hast sie noch nie erfahren oder kannst sie nicht erzeugen.
a) Du kennst die Stille in Dir und kannst Dich mit ihr verbinden
Ich weiß noch genau, wie es sich angefühlt hat, vollkommen in der unendlich weiten Stille des Seins das erste Mal bewusst zu versinken. Alles dehnt sich aus, man verschmilzt in gewisser Weise und es ist einfach nur intensive Schönheit - auf einer energetischen Ebene.
Das sind Momente, die insbesondere in der Meditation aufkommen. Momente, in denen wir uns dem ganz hingeben - oder Momente, die wir mit anderen Menschen verbringen, die auf genau dieser Ebene in dem Moment schwingen.
So schön das auch ist - es ist initial erst einmal nicht alltagstauglich. Es hilft und sollte von jedem praktiziert werden, um eine Art Reset im Alltag zu haben. Es ist jedoch nicht das Werkzeug, das wir gut verwenden können, um schnelle Entscheidungen zu treffen oder in Situationen entsprechend zu agieren.
Dazu braucht es eine Verankerung in unserem Alltag. Eine "light" Version sozusagen, die immer noch extrem mächtig ist, uns aber immer und jederzeit zur Verfügung steht. (Durch stetige Integration wird aus der "light Version" eine Vollversion, bis wir die Verschmelzung der Stille auch im Alltag erleben.)
Und genau hier kommen kleine und bewusste Momente der Stille ins Spiel.
Wenn Du selbst so weit bist, dass Du die Stille in Dir bewusst erzeugen kannst - sei es auch erst nur unter "Anstrengungen" - dann bist Du bereit für diesen Schritt: Lade die Intuition in Dein Leben ein.
Du gehst in die Situation hinein und erzeugst die Stille in Dir.
Die Formulierung ist etwas irreführend, wir erzeugen dabei nichts, sondern begeben uns eher in einen bewussten Zustand, wo wir die zugrundeliegende Stille wahrnehmen können. Dabei werden uns auch weiterhin Gedanken begegnen - diese laufen aber auf einer anderen Ebene vorbei.
Anschließend holst Du das, was Du betrachten möchtest, in Deinen Aufmerksamkeitsbereich.
Sei es eine Frage, auf die Du eine Antwort wünschst, die Lösung zu einer Situation oder was Du als Nächstes tun sollst.
Du weißt die Antwort.
Das Einzige, was an der Stelle noch zwischen Dir und der Antwort steht, ist Dein Vertrauen.
Du kennst die Antwort in dieser Situation IMMER - wenn etwas dagegen rebelliert, dann ist es Dein Verstand, der in seiner Komfortzone bleiben möchte. Oder das fehlende Vertrauen in Dein Leben, die Antwort und in Dich selbst.
Es steht Dir frei, mit der Antwort zu verfahren, wie Du möchtest. Du musst sie nicht annehmen. Doch belüge Dich nicht selbst - Du kennst die Antwort, auch wenn Du sie nicht wahrhaben möchtest.
b) Du kennst die Stille nicht und weißt auch nicht, wie Du Dich mit ihr verbinden sollst
In dem Fall empfehle ich Dir meinen ersten Newsletter, um die Stille mal erfahren zu haben.
Wenn Du direkt loslegen willst, dann fange damit an, darauf zu achten, was sich in Dir abspielt, wenn Du vor bestimmten Entscheidungen stehst.
Wie fühlst Du Dich, wenn Du daran denkst, Dich für A oder B zu entscheiden?
Achte dabei insbesondere auf jedes noch so kleine Unwohlsein. Oder stärkendes Gefühl.
Meiner Erfahrung nach lassen sich oft zwei verschiedene Ströme erkennen, die immer facettenreicher und detaillierter werden, je weiter man sich darauf einlässt und je feinfühliger und aufmerksamer man dafür wird.
Diese Ströme entstehen dabei in dem Bruchteil einer Sekunde, in der Du Dir der Entscheidungsmöglichkeit bewusst wirst. Du kannst sie dabei immer wieder wiederholen, indem Du Deine Aufmerksamkeit auf etwas anderes lenkst und dann wieder zu der Entscheidung zurückkommst.
Doch wenn Du länger darüber nachdenkst, verfälscht sich das Gefühl, wird durch Deinen Verstand unterwandert. Dann redest Du Dir die Gefühle ein, die Du bei der Entscheidung empfinden solltest: "Weil es eben richtig ist."
Doch das ist nicht Intuition. Das ist nicht das "in dich hinein hören." Wenn Du Dich für etwas entscheidest, weil es richtig sein muss und dann Deine Empfindungen darauf auslegst, belügst Du Dich selbst.
Ich möchte an der Stelle noch auf das Argument eingehen, dass wir dann nur noch das machen würden, was unserem Verstand und unserem Ego Spaß macht und nicht mehr das tun, was wir tun sollten.
Obacht: Das passiert, wenn wir zu lange über etwas nachdenken und uns somit ein Gefühl und eine Empfindung vorgaukeln, die nicht unserem intuitiven Gefühl entspringt.
Denn dann können wir die "positive Strömung" auf das suggerieren, was wir machen "wollen", dabei aber nicht der intuitiv "richtigen" Entscheidung entspricht.
Das führt dazu, dass wir uns immer wieder in denselben Situationen (nüchtern betrachtet) befinden, eben weil wir nicht daraus lernen und immer dem Weg des Willens unseres Egos folgen.
Das Ego will den kurzfristig leichtesten Weg haben. Denn das ist der (evolutionär sinnvolle) Weg des ressourcenschonenden Überlebens.
Das kann auch der Weg der Intuition sein - doch Deine Intuition will nicht, dass Du stumpf Deinen Körper am Leben hältst - sie will, dass Du wächst und aus Dir heraus erstrahlst. Infolgedessen wird sie Dir Aufgaben geben, die Dein Ego nicht machen möchte.
Deshalb ist es so wichtig darauf zu achten, welcher Strom der Empfindung sich initial zeigt - auch wenn er dann schnell von den gewünschten Empfindungen überschattet wird.
Doch was sind nun diese beiden Strömungen, in die sich die Empfindungen unterteilen lassen?
Die eine Strömung ist eine Art Unwohlsein. Du fühlst vielleicht ein Grummeln in der Magengegend und es fühlt sich an, als würde Dir schlecht werden (das dann schon in der ausgeprägteren Variante). Es ist rundum ein Gefühl des Unwohlseins.
Die andere Strömung dagegen stärkt Dich. Du fühlst einen Powerschub und gehst in einer Energie auf, die Dir zu zeigen versucht: Ja, das will ich. Es ist das wohlbekannte: "Hell YES". (und wir alle haben schon gehört: Wenn es kein HELL YES ist, ist es ein No.)
Du musst zu Beginn nichts weiter machen als das.
Du stehst vor einer Entscheidung
Du führst Dir die erste Option vor Augen oder holst sie Dir als Version in Dein Aufmerksamkeitsfeld.
Du achtest genau auf die erste und schnellste Empfindung, die dabei bei Dir entsteht.
Das erfordert etwas Übung. Doch mit der Zeit und wenn Du wirklich darauf achtest, wirst Du immer besser werden.
Du verfährst mit allen anderen Optionen genauso.
Am Ende weißt Du, welche Option die ist, die sich am "besten" angefühlt hat. Initial am besten - nicht nachdem Du darüber nachgedacht hast.
Solltest Du vorab über die Optionen nachgedacht haben und kognitiv-rational die beste Entscheidung wissen, dann spielt das keine Rolle. Du erhältst trotzdem beim Denken an die Optionen ein Feedback, das sich einer der Strömungen zuordnen lässt.
Wenn Du Dir dabei unsicher bist, lassen sich am Ende zumindest die Optionen sortieren: von der energetisch Stärksten zur energetisch Schwächsten.
Denn mehr ist es am Ende nicht: Welche Option setzt bei Dir die meiste initiale Energie frei?
Die wichtigsten Entscheidungen sind die, die wir im Bruchteil einer Sekunde treffen
Wenn Du lange über eine Entscheidung nachdenken kannst, ist sie nicht wichtig.
"Aber Niels, es gibt doch sehr lebensentscheidende Entscheidungen, die ich treffen muss und die gut überlegt sein wollen, bevor ich sie treffe."
Ja, das mag stimmen. Jedoch nur in Hinblick auf ein vorstrukturiertes Leben, das genauso verlaufen soll, wie es geplant wurde (was ohnehin nie der Fall sein wird). Sollte das wirklich Dein Ziel sein, dann würdest Du das hier vermutlich gar nicht lesen - denn dafür braucht es eine gewisse Offenheit, die abseits des reinen logischen, strukturierten Verstandes operiert.
'Wichtig' ist hierbei eine Wertung, die durchaus ihre Berechtigung hat. Dabei entzieht sich Wichtig der Wertung durch "Richtig" oder "Falsch". Denn auch eine vermeintlich falsche Entscheidung kann wichtig sein.
Die Wichtigkeit einer Entscheidung hat nichts mit ihrer Bewertung zu tun, sondern nur mit der Geschwindigkeit, in der sie getroffen wird.
Die Paradoxie dahinter: Wir entscheiden uns immer direkt.
Unsere Intuition, wie wir gerade gesehen haben, kennt direkt beim Aufkommen der Entscheidungsoptionen die Antwort - und zwar die Antwort, die uns am meisten voranbringt.
Achtung! Es geht nicht darum, dass wir immer weiter, schneller, höher gehen müssen. Es geht um das, was unserem Lernprozess in diesem Leben, zu dieser Zeit, am meisten dient. Und das kann auch ein vermeintlicher "Rückschritt" sein, der uns dann aber etwas lehrt, das uns auf dem eigentlichen Weg nach vorn katapultiert.
Wir sind ständig auf Achse, überarbeiten uns und kommen nie zur Ruhe. Wir sind unkonzentriert. Natürlich passiert ein Fehler, ein Unfall oder unser Immunsystem ist durch den Dauerstress so geschwächt, dass wir sprichwörtlich lahmgelegt werden - um zu der Ruhe zu kommen, die wir uns verwehrt haben.
Scheinbar ein Rückschritt auf einem Weg, der nur eine Richtung zu kennen scheint.
Es ist aber keiner, denn nur so können leere Speicher wieder aufgefüllt werden. Um dann wieder mit voller Kraft voranzuschreiten.
Sobald wir uns in einer Situation befinden, in der wir wirklich innerhalb von Sekundenbruchteilen eine Entscheidung treffen müssen, haben wir keine Zeit mehr, darüber nachzudenken. Wir können uns nur noch auf unsere intuitive Eingebung verlassen. Auf das, was kommt, wenn wir "in uns hinein hören".
Wir denken in diesen Fällen ohnehin nicht mehr darüber nach. Unsere Intuition übernimmt das Ruder und steuert unsere Entscheidungen - der Verstand ist in solch schnellen Situationen viel zu träge und langsam, um eine Entscheidung zu treffen.
Hier schließt sich der Kreis.
Hier liegt die Erklärung, warum wir mit diesem Ausdruck oft so wenig anfangen können.
Denn sobald wir die Zeit haben, in uns hineinzuhören, uns hinsetzen und wirklich versuchen, abseits der Gedanken in das zu hören, was da zu uns spricht, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass wir uns unbemerkt austricksen.
Dann ist es eben nicht mehr die innere Stimme, die da zu uns spricht, sondern unser Verstand - getarnt als etwas, das uns gute "Für und Wider"-Argumente liefert. Doch genau darum geht es nicht. Wir brauchen keine Strichliste oder Argumente für oder gegen etwas. Wir wissen bereits, was richtig für unseren Lebensweg ist und was nicht.
Das Einzige, was uns fehlt, ist ein Gefühl des Vertrauens und der Geborgenheit des Lebens. Wenn wir Angst haben, uns selbst zu verlieren und dass wir ohne Status und Dingen, mit denen wir uns identifizieren können, nichts mehr sind - dann haben wir ganz natürlich kein oder wenig Vertrauen.
Löse Dich von Deinen Identifikationen. Gewinne das Urvertrauen wieder, das in Dir steckt. Lass los und befreie Dich. Du bist geborgen. Du bist beschützt. Du wirst vom Leben getragen - immer und überall. Du hast es nur vergessen.
Wir drehen uns im Kreis.
Alles, was ich Dir beschreibe, spiegelt immer verschiedene Perspektiven wider, die am Ende im selben Punkt zusammenlaufen.
Es ist wie eine Mindmap.
In der Mitte befindet sich das Sein in Form der Stille und des Friedens. Von da aus expandieren alle weiteren Punkte, die miteinander verbunden sind, nach außen, um anschließend wieder im selben Punkt - der Stille - zusammenzufließen.
Intuition ist eine Art Empfindung
Es handelt sich bei intuitiven Entscheidungen um ein Abwägen zwischen zwei Empfindungen, von denen die eine energetisch kraftvoller als die andere empfunden wird.
Ich kann nicht für Dich entscheiden, welches die richtige der beiden Entscheidungen ist - wie jedoch auch mittlerweile klar geworden sein sollte, weißt Du das selbst. Du. Weißt. Es.
Noch etwas:
Es geht beim Reinfühlen wirklich nur um die Entscheidung an sich. Nicht darum, darüber nachzudenken, welche Konsequenzen die Entscheidung haben könnte und die Konsequenzen dann in den Prozess der Entscheidungsfindung einzubinden.
Wir können nicht wissen, welche direkten Konsequenzen unsere Entscheidung wirklich hat. Wir können uns nur vorstellen, was passieren könnte - wir wissen es aber nicht.
Beim "In Dich hineinhören" ist es also essenziell, dass Du Dir nur die Entscheidungsoptionen anschaust und dann die Empfindungen, die dazu hochkommen, ehrlich betrachtest.
Du kannst den Ozean nicht überqueren, indem du nur dastehst und das Wasser anschaust.
Folgende Übung hilft Dir, Deiner Intuition näherzukommen:
Es steht eine Entscheidung an.
Fühle nach, wie sich Entscheidung A anfühlt.
Fühle nach, wie sich Entscheidung B anfühlt.
Gehe alle Entscheidungsmöglichkeiten durch - oft haben wir nur "Ja" oder "Nein" (zumindest wenn man es vollkommen herunterbricht), aber wenn Du noch weitere Entscheidungsmöglichkeiten hast, dann fühle bei allen rein.
Du kannst jederzeit zu einer Entscheidung zurückkehren und noch einmal fühlen. Ihre Empfindung wird sich dabei nicht verändern und Du kannst Dich vergewissern.
Fertig. Du kennst die Antwort.
Wenn Du das möchtest, könntest Du bei mehreren Entscheidungen diese entsprechend ihrer Empfindung anordnen - doch wozu? Was hast Du davon? Es spielt nur eine der Entscheidungen eine Rolle, die anderen sind eh irrelevant.
Wenn eine Entscheidung "Richtig" für uns ist, werden wir ohnehin früher oder später auf diesen Pfad gelenkt - sei es aus freien Stücken oder gezwungenermaßen, unter den Schmerzen der Umstände. Es ergibt also keinen Sinn, sich bewusst gegen seine Intuition zu stellen. Du entscheidest Dich dabei eher für die Art und Weise des Weges, als für das Ziel.
Warum also nicht gleich den ‚leichtesten‘ Weg wählen und auf unsere intuitive Entscheidung hören, anstatt in der Komfortzone des Egos zu verweilen?
Schritt 4 verdeutlicht, warum Vertrauen in dem Zusammenhang so wichtig ist. Denn ohne Vertrauen wirst Du hier mit Dir hadern. Dein Verstand wird Dir erzählen, warum eine der anderen Entscheidungen doch die richtige ist, und Du wirst ihm am Anfang auch glauben - bis Du das Vertrauen in Dich oder die Enttäuschung in den Verstand vertieft hast.
Wenn du das nächste Mal vor einer Entscheidung stehst, halte einen kurzen Moment inne.
Achte darauf, welches Gefühl zuerst aufkommt.
3 Schritte-Intuitions-Praxis
Denke an eine Entscheidung und frage Dich:
Wo spürst Du eine unmittelbare Reaktion? (z.B. Magen, Brust)
Wie fühlt es sich an?
Was denkst Du - und was fühlst Du?
Schlaf eine Nacht darüber - bleibt das Gefühl stabil?
Schreib mir gern, wie es dir dabei ergangen ist.
Über bereits getroffene Entscheidungen
Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen.
Wir haben uns die Intuition insbesondere in Hinblick auf anstehende Entscheidungen angeschaut - einfach, weil das praktisch umsetzbar und nachvollziehbar ist.
Doch das muss nicht alles sein. - Ich empfehle diesen Schritt erst, wenn Du Dein intuitives Empfinden etwas trainiert hast.
Du kannst auch die schon getroffenen Entscheidungen in Deinem Leben analysieren und schauen, wie Deine intuitive Empfindung diese beurteilt.
Wie fühlt es sich an, wenn Du Deine Arbeit nachgehst? Wenn Du mit Freunden zusammen bist? Wenn Du in diesem Auto sitzt oder auf der Art und Weise Deiner Freizeit nach gehst?
Was empfindest Du dabei?
Du kennst die Antwort - ob Du ihr folgst, liegt bei Dir.
Peace.